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House of Pain

House of Pain Foto: Andrea Litzenburger

Are you ready to rumble?

Zu den ersten schmerzhaften Erfahrungen im Leben junger Eltern gehören zweifelsohne kuschelnde Kinder. Wenn Kinder ihre Liebe austeilen, endet das nicht selten in ausgerissenen Haarbüscheln oder Faustschlägen auf das Nasenbein.

Genau wie beim Wrestling sind diese Kuschel- und Tobeattacken nicht gefaked, und genau wie beim Wrestling kommt es auf die Erfahrung des von vorne herein feststehenden Verlierers an, wie er beispielsweise einen Wickelkommoden-Powerslam gegen die oberen Bauchraumorgane oder den Hoppe Hoppe Reiter Low Kick in die Genitalien verkraftet.

Die erste Regel für Eltern lautet daher: Ihr müsst Euch in Profieinstecker verwandeln. Und das geht nur über erhöhte Wachsamkeit und intensives Deckungstraining.

Zur Veranschaulichung möchte ich gerne drei Profi-Klassiker des Nachwuchswrestlings vorstellen.

Los geht’s!

1. Die Swanton Bomb

Nachdem die Wachsamkeit zwischen 5 und 7 Uhr morgens an ihre erschöpften Grenzen stößt, kann man überall auf der Welt folgende Schlafzimmerszenen beobachten:

Die Swanton Bomb (oder: Kinder wecken Eltern)

Sicher, das ist natürlich heillos übertrieben. Streng genommen wird die Swanton Bomb zum Wecken der Eltern nämlich nur an den Wochenenden performt (an Werktagen findet der Nachwuchswrestler komischerweise niemals freiwillig den Weg aus dem Bett).

2. Der Shining Wizard

Es gibt Tage, an denen die Kinder sich sofort verstecken oder weglaufen, sobald sie vom Kindergarten oder bei der besten Freundin abgeholt werden.

Und dann gibt es Tage, an denen die Kinder bei der Begrüßung ihrer Lieben zum  Shining Wizard ausholen. Erfahrene Eltern bleiben in solchen Momenten möglichst weit weg stehen und platzieren das rechte Bein blitzschnell vor das linke Bein, um eine stabile Basis für den Hechtsprung des herangaloppierenden Kindes zu schaffen.

Dann schließen sie die Augen und hoffen inständig (und meistens vergeblich), dass der grobstollige Kindergartenschuh nicht auf dem beflip-flopten Elternfuß landet.

Der Shining Wizard (oder: Kinder begrüßen Eltern)

Aus eigener Erfahrung kann ich übrigens bestätigen, dass der an sich schon sehr beängstigende Shining Wizard um ein Vielfaches potenziert wird, wenn man hochschwanger ist.

Es hat zwei Erzieherinnen und eine Praktikantin gebraucht, um mich nach dem Begrüßungstackle meines Dreijährigen auf dem Kindergartenflur wieder aufzurichten, und vermutlich war es in diesem Fall ein großes Glück für das noch ungeborene Geschwisterkind, dass seine Mutter dank ihrer regelmäßigen Sofaorgien mit zwei sündigen Burschen namens Ben und Jerry für zusätzliche Polsterung gesorgt hatte.

Kommen wir nun zu unserem letzten Kleinkindklassiker im Nachwuchswrestling.

3. Der Bear Hug

Normalerweise geht einem ja das Herz auf, wenn die älteren Geschwister den Wunsch verspüren, mit den Jüngeren zu kuscheln. Häufig kommt dabei der sogenannte Bear Hug zum Einsatz.

Der Bear Hug (oder: Geschwisterkinder herzen sich)

Auf unerfahrene Zuschauer wirkt der Bear Hug allerdings oft schlimmer, als er in Wirklichkeit ist. Als designierter Schiedsrichter sollte man sich in diesem Fall ein Beispiel an den Unparteiischen der Premier League nehmen und erst abpfeifen, wenn aus einem (in der Regel) eher gut gemeinten Bear Hug plötzlich ein Tombstone Piledriver wird.

(Unrealistisch? Alles schon erlebt!)

Tja, und jetzt sitze ich hier und betrachte die unzähligen blauen Flecken auf meinen Oberschenkeln, weil das große Kind mir erst gestern wieder im Schwimmbad glaubhaft versicherte, dass es sich „schließlich zum Schwimmen irgendwo unter Wasser abstoßen muss“ und ich frage mich ernsthaft, ob ich wohl irgendwann den Verlust dieser Zeit beklage.

Ob ich traurig sein werde, wenn unsere Gesichter nicht mehr mit kindlichen Backpfeifen liebkost werden?

Pffff. Wohl kaum.

Oder dass sich die Kinder eines Tages nicht mehr mit einem freudestrahlendem Hechtsprung in unsere Arme werfen?

Moment mal…

 

Für das Brilli Vanilli Baby – das den Anstoß zu diesem Beitrag auf die Nase seiner Mutter gegeben hat.

Und wer bis hierhin gelesen hat, bekommt noch was auf die Ohren. Also Lautstärke maximal aufdrehen und mit den Kindern zum Wrestling Themesong aller tobenden Kinder dieser Welt tanzen.

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