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Idiotensicheres DiY für Idioten

Wenn man bei Google die Trendabkürzung „DiY“ eingibt, erhält man 513.000.000 Ergebnisse. (Zum Vergleich: Wenn man das Wort „thermische Schrumpfbuchse“ eingibt, erhält man neben dem Hinweis „Meinten Sie: thermische strumpfhose“ gerade einmal 8 Ergebnisse.)

Im Gegensatz zu thermischen Schrumpfbuchsen ist das gesamte Internet also rappelvoll mit so genannten Do-it-Yourself Anleitungen. Eine Wickelkommode aus Europaletten und Wollfilz? Total einfach. Bierdeckel häkeln? Supergrobi-Cakepops? Kein Problem. Ob Geschenke, saisonale Deko, Spielzeug, Kleidung oder Nahrungsmittel. DiY-Anleitungen kennen keine Grenzen.

Leider bin ich für alle zu doof. Besonders erniedrigend ist DiY für mich immer, wenn es vorab als „idiotensicher“ eingestuft wird. Wie dieses simple You-Tube-DiY Video, indem ein kleiner aufgeblasener Luftballon mit der Unterseite in geschmolzene Kuvertüre getaucht wird, man diesen nach dem Trocknen vorsichtig platzen lässt und daraufhin eine essbare und äußerst dekorative Dessertschale übrig bleibt.

Leider sind meine Luftballons alle nach unmittelbarem Kontakt mit der (ich schwöre) nahezu vollständig abgekühlten Schokolade geplatzt. Um ein realistisches Bild von mir und meiner Küche zu veranschaulichen, müssen sie sich jetzt lediglich ein verstopftes Baby vorstellen, dem man beim Wickeln einen Durchschlag vor den Poppes hält, während man mit der anderen Hand Fieber misst. Dank dieser „idiotensicheren“ DiY-Anleitung habe ich zwei Tage lang meine Küche theoretisch geputzt.

Schluss damit.
Es wird höchste Zeit, dass auch untalentierte Holzköpfe, Pappnasen und Einfaltspinsel eine Bastelchance erhalten:

5 idiotensichere Low-Budget-Alltags-Pille-Palle-DIY-Anleitungen mit garantiert 101%iger Geling-Garantie

1. Dekoration

Wer kennt das nicht. Die langweiligen Impulskauf-Stoffbirnen liegen langweilig auf dem noch langweiligeren Holztisch herum. Dabei kann man mit ein paar überhaupt nicht kniffeligen Kniffen etwas altes Hässliches in etwas neues Hübsches verwandeln.

Langweiliger Stoffbirnenalltag

Ich habe die schäbbigen Stoffbirnen einfach mit einer selbstgekauften „Abate Fetel“ in einer Holzschale gemixt. Einen fröhlichen Akzent zaubert die freche, farbenfrohe Polkadot-Blümchen-Farbmix-Tischdecke auf meinen Esszimmertisch. Yeah.

Ich habe fröhlich, frech und farbenfroh in einem Satz verwendet. Ich hoffe, Tine Wittler leitet nun keine Unterlassungsklage gegen mich ein.

2. Haushalt

Der grässliche Frühling steht wieder vor der ungeputzten Haustür und offenbart mit seinen aufdringlichen Sonnenstrahlen die schlimmsten Seiten unserer Fensterscheiben. Aber keine Sorge. Mit der folgenden, idiotensicheren Schritt-für-Schritt Anleitung gehören solche schmuddeligen Probleme der Vergangenheit an:

Das perfekte Imitat kindlicher Quatschmatschkunst

Vorteil: Da sie das Fingerfarbenspektakel selbst veranstalten, ist am Ende der ganze Mist tatsächlich nur auf der Scheibe, statt wie sonst üblich auf dem Fußboden, an den Wänden, sowie in den Haaren, Anziehsachen und Gesichtern von sämtlichen Beteiligten.

3. Accessoires

Die meisten Kleinkinder sind nicht sonderlich gesprächig, wenn man Interesse an ihrem Leben bekundet. Auf die Frage, wie es beispielsweise im Kindergarten war, bekommen die meisten Eltern maximal ein gleichgültig genuscheltes „Weiß nich meaaaaaaa“ oder „Hab ich vergessen.“ Interessanterweise erhöht sich das Mitteilungsbedürfnis schlagartig um 500 %, sobald man nach dem Mittagessen kurz die Augen schließen möchte.

Was sie nun brauchen, ist Folgendes:

Eine Brille, eine Schere, weiße Etiketten, einen Stift. Klingt komisch? Is aber so.

Und so geht’s:

Mhmm……….ja………mhmmmmmm……..chrchrchrchr……..mhmmmm……..ja…….

4. Geburtstagskuchen

Leider wurde das Rührkuchenherz irgendwann vom Partymarkt gefegt und es ist mittlerweile nahezu unmöglich geworden, einen Kindergeburtstag ohne die 6-lagig-in-Regenbogenfarben-eingefärbte-Raupe-Nimmersatt Torte zu bestreiten. Was aber die üblichen Fondant- und Marzipan-Rohmasse-DiY-Blogs gerne verschweigen, ist, dass es noch eine weitere hervorragend zu modellierende Lebensmittelmasse gibt:

Richtig. Mett.

Vergessen sie also das Herstellen eines essbaren Herzinfarktgaranten und präsentieren auf dem nächsten Kindergeburtstag lieber den idiotensicheren Todesstern-Hackbraten oder das Mett-Pony.

Mettigel 2.0 – Der imperiale Todesstern

(Notiz an mich: E-Mail an Dr. Oetker und Rolf Zuckowski bezüglich wahnsinniger Marketingideen für ein „Hack Wars“ Kinderkochbuch und eine „In der Weihnachtsmetzgerei“ Kinderlieder-CD.)

5. Kunst

Da schleift man seine Kinder in ein Museum, und die zeigen auf den Stromkasten und fragen: „Mama, ist das auch Kunst?“ Die korrekte Antwort lautet selbstverständlich: „Ja. Alles ist Kunst. Solange Du es behauptest.“

Und so machen wir Kunst:

Stromkastenprinzipkunst. Im Prinzip ganz einfach.

Wie man sehen kann, gibt es tatsächlich idiotensichere DiY-Anleitungen, mit denen man trotz linker Hände und linkslastiger Gehirnhälftennutzung erstaunliche Ergebnisse erzielen kann.

Ich wünsche viel Spaß beim Nachbasteln und freue mich, wenn ihr auch das nächste Mal wieder dabei seid, wenn es heißt:

Idiotensichere Low-Budget-Alltags-Pille-Palle-DIY-Anleitungen mit garantiert 101%iger Geling-Garantie

(Oder mein Spin-off „So not DiY-Dinge“ wie zum Beispiel Fahrradhelme, Verhütungsmittel oder orthopädische Schuhzurichtungen.)

Für Priscilla, die seit beinahe 30 Jahren meine Freundin ist, obwohl sie tatsächlich in ihrer Freizeit Garderoben aus alten Gemüsekisten baut (!) – apropos „Gemüse“ und „baut“, sie baut auch ihr eigenes Gemüse an (!) – und Spiegelreflexkameras und Sushiplatten aus Fondant herstellt (!!!!!!!!!!). Damit nicht genug ist sie auch noch ein 3 Meter großes Supermodel, näht Filzobst und Spiegeleier für die von ihr selbst gebaute Kinderküche und hat einen ganzen Kopf voller Naturlocken (warum zur Hölle ist die eigentlich meine Freundin?!?!).

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