Website-Icon Andrea Harmonika

Schmockstücke

Bloggeburtstag Foto: Andrea Litzenburger

Good News Everyone.

Genau heute vor einem Jahr (und einer Woche und einem Tag) ist mein Blog online gegangen.

Trööööööööööööööööööööt.

Wie es sich für einen nachgefeierten Bloggeburtstag gehört, gibt es heute ein Beitrags-Resteessen, das sich aus persönlichen, notizgezettelten Schmuckstücken meines Alltags zusammensetzt.

Da ich meinen Alltag allerdings mit den drei Vollgasnarrischen teile, sind viele dieser Schmuckstücke leider so bescheuert, dass ich sie kurzerhand in Schmockstücke umbenannt habe.

Alles Gute zum Geburtstag, meine Stadt, mein Bezirk, mein Viertel, meine Gegend
meine Straße, mein Zuhause, mein Blog.

Los geht’s mit Liebe und so.

Franz guck in die Luft

Abgesehen von meinem Spiegelbild ist das Verwelkteste, was ich jeden Morgen als Erstes sehe, dieser furztrockne Mistelzweig.

Dieses kitschige Schmockstück scheint seit dem vorvorvorvorletztem Weihnachtsmarktbesuch nicht nur an der heimischen Küchendecke, sondern auch an unser aller (meinem) Herzen zu hängen, weswegen sich hier niemand (ich) vorstellen kann, ihn zu entsorgen.

Kampf dem Mindesthaltbarkeitsdatum der Romantik. (*Faustemoji*)

Fussrauminfarkt

Unser Hochzeitstag steht vor der Tür, weshalb ich beschließe dem Franz eine außerordentliche Freude zu bereiten. Beim Aufräumen meines Autos stoße ich dann im Fussraum auf ein musikalisches Schmockstück.

Es muss um die Zeit meines allerersten Eisprungs herum gewesen sein, als über meinem Bett ein 2 m² großes Poster von Pierre Cosso hing. Etwa 280 Eisprünge später sitze ich ratlos auf dem Staubsauger und frage ich mich ernsthaft, was mich damals an diesem flunschlippigen Rehgesicht aus der TV-Serie „Cinderella ’87“ eigentlich so fasziniert hat. Hormone…Pfzzz.

PS.: Sollte der Franz mich je verlassen, dann sicherlich wegen eines sauberen Autos.

Früher war alles nicht besser

Beim ersten Kind hatten wir noch ein Pinguinthermometer für die Badewanne und eine Kindersicherung am Fernseherunterschrank, die man nur unter maximaler Ausschüttung von sämtlichen Hasshormonen öffnen konnte.

Heute halten wir die Füße der Kinder einfach ins Wasser und lesen die Temperatur an ihren Gesichtern ab und das schwedische Schmockstück unter dem Fernseher wird einfach jedes Mal mit Tesa zugeklebt und bei Bedarf mit einem Gemüsemesser wieder aufgeschlitzt.

(Bitte nehmt uns die Kinder nicht weg.)

Fashion Victim

„Bist Du wahnsinnig?“ und „Was hast Du Dir dabei gedacht?“
(Ein wahrhaft rhetorisches Schmockstück im Dialog mit einem 2-Jährigen)

Nachdem das kurze Kind also meinen 2007 in Paris erworbenen Carrie-Bradshaw-Gedenkschnapper zerstört hat, habe ich in der Abstellkammer zwei Alles-wird-gut-Flutschfinger inhaliert.

Danach habe ich allen Minderjährigen im Haushalt eine einstweilige Verfügung für unseren Schuhschrank ausgestellt und frage mich ernsthaft, warum sie für sowas eigentlich nie die Schuhe vom Franz nehmen.

In einem Kassettenrekorder vor Eurer Zeit

Beim Durchwühlen der Küchenschublade finde ich ein bezauberndes Schmockstück aus meiner Kindheit. Im Gegensatz zu mir sieht der fliegende Rotzlöffel aus Neustadt dagegen plötzlich ganz schön jung aus.

Lost in keine Ahnung

Nächster Halt: Pinnwand im Flur. Da hängt mein nächstes Schmockstück.

Der Große hat nämlich nach einmaligem Anhören die Michel-aus-Lönneberga-CD, die wir um Ostern herum ausgeliehen haben, versteckt. Begründung: Er hat Angst vor Michels Vater, weil der immer rumschreit und den Michel verhauen und wegsperren will.

Leider hat der Heiopei vergessen, wo genau er die CD versteckt hat, weswegen ich ihm

a) versichere, dass wir ihn immer liebhaben werden und niemals in den Schuppen sperren oder verhauen – egal, wie viele Rollädenkästen oder Treppenschutzgitter er noch aus der Wand schraubt und

b) ich ihn jetzt leider WM-Fußbälle nähen lassen muss, um die Büchereimahngebühren bezahlen zu können.

Zerknirscht

Ich hab die Kinderschuhe umgedreht – wie so’n Anfänger. Ich freue mich wirklich auf den Tag, an wir endlich wieder barfuß und knirschfrei durch unser Zuhause laufen können.

Aber genau das ist der eigentliche Scheiß mit Kindern. Es sind nämlich gar nicht Schlafmangel oder die vielen gescheiterten Erziehungsversuche. Es sind Momente, in denen Du mit einem Kehrblech im Flur stehst und sich plötzlich beim Gedanken an den letzten mit Sand gefüllten Kinderschuh dein Herz zusammenzieht.

Kopf/Tisch

„Bist Du (schon wieder) wahnsinnig? Was hast Du Dir (schon wieder) dabei gedacht?“ frage ich (schon wieder) den kleinen Hafensänger, nachdem er bereits drei der fünf Buddahfiguren auf meinem Schreibtisch enthauptet hat.

Ob Kim Jong-un sowas in seiner Kindheit wohl auch gemacht hat? Aber im Gegensatz zu unseren Kindern hat der kleine Kackstiefel aus Nordkorea dafür vermutlich schon im Kindergarten echte Mönche benutzt.

Wenn der Postmann gar nicht klingelt

Es gibt Menschen, die einem im Leben irgendwann vors Herz laufen. Rike ist einer davon. Aber nicht nur, weil sie Buchpakete und selbstgemachten Holunderblütensirup verschenkt, sondern auch Texte wie diesen hier schreibt.

(Das Schmockstück ist in diesem Fall übrigens die Auslieferungsweise durch unseren Postboten, weil ich mir beim Hinauseilen aus der Tür beim Stolpern über das Paket beinahe meinen iPad-Finger gebrochen hätte.)

Die Mutter von Oz

Neben Alice im Wunderland und Die Kinder des Kapitän Grant ist Der Zauberer von Oz eine meiner absoluten Lieblingsgeschichten.

Leider haben die Kinder aber nie, nie, nie Lust auf die Bücher, die ich vorlesen will, weshalb ich ihnen erkläre, dass sie den Kater Mingus oder das aufblasbare Krokodil in Rotraut Susanne Berners Schmockstück Das Sommerwimmelbuch“ gerne alleine suchen dürfen.

Check Your Head

Der Franz hat gekocht. Es gibt Kabelsalat. Wenn ich doch nur seinen Ordnungscode knacken könnte. Ich suche nämlich ein USB-Kabel- oder „Computerschnur„, wie meine Mutter es nennt. Wo wir auch schon beim nächsten Schmockstück angelangt wären. Einem äußerst unterhaltsamen, wie ich finde. (Wie nur ich finde.)

Nämlich wenn der Franz seiner Schwiegermutter (die Ladekabel im Plural übrigens „Handyschnüre“ nennt), Schritt für Schritt per Telefon erklärt, wie sie ein Anti-Viren-Programm installiert.

G-R-O-S-S-E-S K-I-N-O!

Ernsthaft?

Ernsthaft!

Endlich ziehe ich das passende Kabel aus dem ganzen Schnüre-Hickhack und irgendwer hat doch tatsächlich das andere Ende ab…keine Ahnung?!…-gebissen, -gekaut oder -geschnitten.

Entgegen meiner Überzeugungen werde ich wohl aus purem Selbstschutz wieder die 80er Jahre „Messer, Gabel, Schere, Licht“-Pädagogik einführen.

PS.: Im Übrigen würde ich den Franz niemals für eine Schublade mit aufgerollten Schnüren verlassen. Allerdings hätte ich heute nix gegen einen Ehevertrag, der den Umgang mit Schmockstücken regelt.

Der Mond ist aufgegangen.

Wenn dann doch irgendwann die abendliche Luft vom süßen Schnarchen kleiner Kindernasen erfüllt wird, kommt ab und zu die Nachbarin vorbei.
Letztens ist sie mit einem unserer Gartenstühle zusammengekracht, weil der Große für die Umsetzung eines neuen Schmockstückes heimlich alle tragenden Schrauben herausgedreht hatte (Ich schwöre, ich denke mir diese Sachen wirklich nicht aus!)

Gott sei Dank ist sie aber nicht nachtragend und sitzt dafür allerdings jetzt lieber neben mir auf der Bank. Dann trinken wir Brausebier, essen Snickerseis und ab und zu helfe ich ihr beim Rauchen.

Ich glaube fest, jeder sollte in seinem Leben mindestens einen Menschen haben, dem mitten im Sommer ein Weihnachtsstern am Ärmel klebt, ohne dass er davon weiß.

 

 

Für meinen
am allerwenigsten gelesenen Beitrag.

Und jetzt entschuldigt mich bitte.
Ich muss mir das flunschlippige Rehgesicht noch einmal anschauen.

Die mobile Version verlassen