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Dirndl in Distress

Dirndl in Distress Foto: Andrea Litzenburger

Grüß Gott Andreas Gabalier,

neulich haben wir Sie im Internet bei folgender Androhung erwischt: „Wenn ich erstmal loslege mit dem Kinderzeugen, kann es gut sein, dass ich so schnell nicht mehr damit aufhöre!“

Per se finden Frauen es ja durchaus lobenswert, wenn der ambitionierte Mann „nicht so schnell wieder aufhören“ will, schließlich wissen wir heute, aller 70er Jahre Pornopolemik zum Trotz, dass der weibliche G-Punkt nicht allein beim Anblick von heruntergelassenen Lederhosen implodiert.

Aber damit nicht genug. Laut einem renommierten Gesellschaftsmagazin meines Vertrauens legen Sie noch den Wunsch nach, dass Mütter nicht zu früh wieder arbeiten gehen sollen, denn (Zitat) „Ich glaube, dass es Kindern gut tut, wenn ihre Mutter länger zu Hause bleibt und sich um sie kümmert. Heute müssen doch viel zu häufig Schule und Kindergarten die Erziehung übernehmen!“

Zwei enthusiastisch erhobene Daumen für ihre bindungsorientierten Ansichten.

Allerdings haben Sie etwas Wichtiges vergessen. Kinder haben nämlich, neben einer Mutter und dem Betreuungspersonal in Kindergarten und Schule, noch eine weitere Bezugsperson.

Einen Vater.

Nein, Nein. Bitte Rock’n Rollen Sie jetzt nicht mit den Augen. Das ist kein firlefanziger Feminismusquark. Mutter Natur hat sich bei der Erziehungs- und Betreuungsaufgabe tatsächlich nicht exklusiv auf Frauen festgelegt.

Wenn die unzähligen Kinder, bei deren Bestellung Sie sich bereits theoretisch so verausgabt haben, erst einmal geliefert wurden, ist ihr Auftritt noch lange nicht zu Ende.

Klingt komisch? Ist im Jahre 2015 aber so.

Tatsächlich können auch Väter ihre Kinder langfristig wickeln, baden, trösten, tragen und auf dem Zahnfleisch gehen, wenn der Nachwuchs zahnt.

Deutschen Vätern steht ja nach der Geburt ihrer Kinder mittlerweile sogar per Gesetz ein 8-wöchiges Pamperspraktikum zu, und die westfälische Schwarzbrotbäckerei Mestemacher geht sogar so weit und verleiht Vätern, die hauptberuflich Pausenbrote schmieren, den mit 5.000 € dotierten Wahnsinnstitel „Spitzenvater des Jahres„.

Sie sehen, im Land der Wiener-Schnitzel-Besteller herrscht geradezu science-fiktioneske Gleichberechtigung, aber das soll Sie jetzt nicht einschüchtern.

Fürs Erste wünsche ich lediglich der potentiellen Mutter Ihrer noch nicht gezeugten Kinderschar viel Spaß beim künftigen Gebärmarathon und drücke die Daumen, dass Sie, lieber Andreas Gabalier, zu gegebener Zeit ihr Mikrofon längerfristig an den häuslichen Nagel zu hängen.

Ihre Kinder werden davon sicher profitieren.

(Ganz zu Schweigen von meinen Ohren *zwinker zwinker*.)

Ihr
Zuckerpupperl

 

Für Anita Sarkeesian, die ihre Arbeit auf die Dekonstruktion von Stereotypen und Rollen-Klischees fokussiert, mit denen Frauen in der Populärkultur assoziiert werden. Sollte sie je mit „Damsel in Distress“ durch sein, schlage ich als neues Projekt „Dirndl in Distress“ vor.

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