Wortpiratin

Hemingway hat einmal gesagt: „Ein intelligenter Mensch muss sich manchmal betrinken, um Zeit mit Idioten zu verbringen.“
Gut, dass Social Media erst nach Hemingway erfunden wurde. Andernfalls hätte sich der alte Mann sicherlich noch früher in seinem Meer aus Depressionen und Alkoholsucht ertränkt.

Das Internet ist ein Haifischbecken. Wenn Sie einmal etwas veröffentlicht haben, und sei es ein noch so harmloser Kommentar über den Herstellungsprozess von Knäckebrot, gibt es auf die Mütze.
Vor allem, wenn man außerhalb seiner Filterblase kommentiert.
Da sollte man sich warm anziehen, denn unter Greta-Hassern und Schule-des-Lebens-Kläusen auf Facebook ist das Klima herzlich rau.
Umso mehr bedarf es an Menschen, die sich im politischen Diskurs unserer Zeit nicht in Schweigen, sondern in einen Mantel aus Courage und Prinzipien hüllen.

So wie die Wortpiratin.

Nach ihrem Studium in Filmwissenschaften und Publizistik schipperte Mara Pfeiffer, wie sich die Wortpiratin in offiziellen Gewässern nennt, durch die GEZ-pflichtige Fernsehlandschaft, bevor sie schließlich als Sport-Journalistin auf der Rhein-Main-Verlagsgruppe anheuerte.

Seit 2013 als freie Journalistin und Autorin tätig, unterhält sie gemeinsam mit anderen nasty women den Fußball-Podcast FRÜF- Frauen reden über Fußball, der 2019 mit dem rennomierten Goldenen Blogger Award ausgezeichnet wurde. Und wenn sie nicht gerade im Internet Nazis und Sexisten auf links zieht, dann kommentiert sie als Expertin bei TV Sendern wie BBC Sports (die sicherlich immer noch überrascht sind, dass sie neben I-look-not-back-I-look-in-front-Matthäus und Hamstring-is-the-shitword-of-the-year-for-me-Kloppo einen Expertenexport aus Deutschland an Land ziehen konnten, der fließend angelsächsisch spricht).

Aber abgesehen von ihren viel gelobten Texten und Büchern (und den Kolumnen und Analysen rund um ihren Herzblutverein Mainz 05), ist es vor allem ihr hohes empathisches Engagement, dass in den oftmals unsozialen Netzwerken heraus sticht.

Nein, sie umschifft die unbequemen Themen nicht. Zielgerichtet nimmt sie Kurs auf alles, was ihr vor die gesellschaftskritische Linse kommt und bewahrt auch da noch Haltung und Nerven, wo andere längst das Handtuch resigniert in die Kommentarspalten werfen.

Doch woher rührt diese mediale Resilienz?
Diese scheinbar unerschöpfliche Fähigkeit, den Shitstürmen auf Twitter und Co. zu trotzen?

Um das zu verstehen, muss man schon tiefer in die persönlichen Texte der Wortpiratin abtauchen. Sich bis auf den Grund ihres schreibenden Herzens sinken lassen und von dort aus den Weg durch die längst vergessen Schätze ihres Weblogs bahnen. Diese bittersüßen Perlen, in denen sie ganz privat und behutsam über die Wunden und Wunder des Lebens schreibt. Dann mag man beim Wiederauftauchen eine Ahnung haben, woher sie ihren langen Atem nimmt, um im digitalen Miteinander immer wieder die Ärmel hochzukrempeln und in die Tasten zu hauen.

Und genau aus diesem – und noch weiteren 111 Gründen – hebe ich mein Glas und trinke auf die Wortpiratin. Die Unbequeme, die Furchtlose, die mit so viel Nachdruck gelernt hat, ihre Kraft aus den Verletzlichkeiten des Lebens zu ziehen.

Und ich trinke auf Hemingway, ihren zweitliebsten alten Herrn. Weil er Recht hat. Aber nicht wegen der Sauferei, sondern weil die Würde, die in der Bewegung eines Eisberges liegt, tatsächlich darauf beruht, dass nur ein Achtel von ihm über dem Wasser ist.

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Die Wortpiratin im Buchhandel
Vergiftete Hoffnung (Jo Zinns zweiter Fall)
Im Schatten der Arena (Jo Zinns erster Fall)

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Die Wortpiratin und der preisgekrönte Fußball-Podcast
https://www.fruef.de/

2 Gedanken zu „Wortpiratin

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