Keine Kinder sind auch keine Lösung

Haben Sie vielleicht Kinder und wollten immer schon wissen, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Blut mit 220 Sachen aus der linken Herzkammer in die Hauptschlagader schießt?  Dann empfehle ich entweder eine Laufradtour entlang einer stark befahrenen Landstrasse oder das Aufregerbuch „Keine Kinder sind auch keine Lösung“ von Nina Straßner.

Bereits seit 2014 randaliert die Juristin und Zweifachmutter Nina Straßner zu familienpolitisch relevanten Themen im Internet. Das tut sie nicht nur sehr schlau und sehr komisch, sondern vor allem auch sehr erfolgreich, weshalb ihr erst die Brigitte Mom eine Kolumne, und anschließend der Bastei Lübbe Verlag einen Buchvertrag gegeben haben.

Nachdem sich die Juramama, wie sich die Fachanwältin für Arbeitsrecht im Internet nennt, in den ersten zwei Kapiteln ihres Buches über Eltern-Kind-Parkplätze und Sigmar Gabriel auf Betriebstemperatur geschrieben hat, bläst sie zum Angriff und drückt auf den folgenden Seiten ihren Zeigefinger tief in die familienpolitischen Wunden unserer Generation.

Dabei wird der Arbeitsmarkt für Frauen und werdende Väter ebenso leidenschaftlich thematisiert wie das Hebammensterben und die Sichtbarkeit von Familien im öffentlichen Raum.

Aber auch ihr eindringlicher Appell, sich nicht am Ende der gleichberechtigten Fahnenstange zu wähnen, nur weil Frauen heute wählen dürfen und es endlich auch seit 1997 juristisch gesehen ein Verbrechen ist, wenn man seine Ehefrau vergewaltigt (auch wenn Horst Seehofer und Peter Ramsauer damals noch genau gegen diese Gesetzesänderung gestimmt haben), trifft den Nagel schmerzhaft auf den Kopf.

Fazit: Die Themen in diesem Buch sind allesamt zum Haare raufen und stellenweise schwer zum Heulen. Im letzten Kapitel über den Generationsvertrag bekam ich beim Lesen tatsächlich so dermaßen schlechte Laune, dass ich am liebsten in den nächsten Kurort gefahren wäre, um an der Supermarktkasse drängelnde Rentner mit knüppelharten Porreèstangen zu verdreschen.

Am Ende zieht die Autorin aber nicht nur die vernichtende Bilanz einer scheiternden Familienpolitik, sondern liefert neben nützlichen Tipps und  Satzgold wie „Wer volljährig ist und Scooter nicht kennt, der hat Online-Masturbation schlicht nicht verdient.“ auch eine ganze Reihe kluger und diskussionswürdiger Denkanstöße.

Fachlich kann ich das Buch natürlich nicht beurteilen. Tatsächlich habe ich sämtliches Paragrafengefasel genau so konsequent überlesen wie die Beschreibungen wildromantischer Hinterhofgärten in historischen Liebesromanen („Herrje, vergiss die scheiß Rosen und besorg‘s ihr endlich!“).

Aus diesem Grund wurde das Buch parallel von meiner Schwägerin, einer promovierten Familienrichterin, gelesen, die mir am Ende nicht nur in meinem Fazit zustimmte (ausgenommen die Stelle mit den Porreèstangen), sondern, und ich denke an dieser Stelle können wir alle beruhigt aufatmen, auch die Echtheit von Abkürzungen wie AentG, BBiG, LPartG, GewSchG und BildscharbV bestätigte.

Am Ende fragt man sich natürlich schon, ob der Verlag dem Rechtsanwalt Nino Straßner auch so niedliche Patschehändchen auf das Cover seines 300 Seiten starken Brandbriefes gedruckt hätte. Aber die Sorge, dass die politische Relevanz dieses Buches durch seine etwas zahnlose Aufmachung verpuffen würde, ist offensichtlich unbegründet.  Denn wenn man in den Sozialen Netzwerken unter dem absurd lustigen Hashtag #KKsakL forscht, scheint dieses wichtige Buch bereits an zweithöchster Vollzeitstelle angekommen zu sein.

Und zwar völlig zu Recht.

https://twitter.com/Sigmar_Gabriel_/status/858021370025975808

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5 Gedanken zu „Keine Kinder sind auch keine Lösung

  1. Ich hab mir das Buch gestern natürlich sofort als ebook gekauft und was soll ich sagen – auf Ihre Empfehlung ist immer Verlass. Ich habe aber so eine Ahnung, dass ich gen Ende des Buches auch mit Porreèstangen losziehen will. Vielen Dank für den grandiosen Tipp!

  2. Vielen Dank für diesen amüsanten Artikel!
    Das Buch habe ich bereits gelesen und muss sagen, dass ich Ihre Meinung nur bestätigen kann. Das Buch hat auf jeden Fall für einiges an Wirbel gesorgt. Es ist sehr kontrovers aber das beabsichtigt die Autorin eben. Man soll darüber diskutieren und sich auch einmal aufregen.
    Liebe Grüße
    Gisela

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