Endlich wieder Bundesliga. Leider mit Sky.

„Ich hatte noch nie Streit mit meiner Frau. Außer das eine Mal, als sie mit aufs Hochzeitsfoto wollte.“ (Mehmet Scholl)

Ich find Fußballbundesliga spitzenmäßig. Ich bin zwar kein Ultra, aber ein total überzeugter Laissez-faire-Gucker. Außerdem habe ich einen ausgesprochenen soft spot für Fußballanekdoten und Leute wie Ottmar Hitzfeld („Wenn alle Spieler so engagiert wären wie Oliver Kahn, wäre das gefährlich für die Mannschaft.“) Fußball ist urkomisch.

Bevor wir unsere Kinder hatten, war der Bundesligaspieltag für mich ein durchweg positiv besetztes Samstagabendritual, mit Lieferpizza, Bier aus grünen Flaschen und Gerhard-Delling-Unfug.

Leider ist das jetzt vorbei. Gar nicht so sehr wegen der Kinder, sondern wegen…..diesem Sky.

Ich möchte also aus Gründen, auf die ich gleich näher eingehen werde, jedem davon abraten, kleine Kinder mit einem Sky Sportpaket zu kombinieren, weil nach JEDEM Spieltag einfach ALLE deprimiert sind.

Los gehts mit einem Zitat vom Franz: „Damals hat die halbe Nation hinter dem Fernseher gestanden.“

Das ist auch gut so, Herr Beckenbauer. Leider steht bei uns zu Hause die halbe Nation VOR dem Fernseher und schon sind wir mittendrin im Problem Nummer 1.

Wenn man nämlich (dank Sky) jetzt plötzlich mitten am Tag seinen Sport schaut, hat der interessierte Vaterfan gleich ein Ticket für die Familienkurve mitgelöst. Hier liegt (zumindest in unserem Wohnzimmer) das Fan/Hooliganverhältnis bei 1:2, und auf 3 Zuschauer kommt eine Polizistin.

Während ich also im 2-Minuten-Takt neben Getränke- und Stadionwurstverteilen für Ordnung auf den Rängen sorge, ist der erste, der bei dieser unseligen Mischung von Sky, Bobbycar und meinem permanent präsenten Hintern im Bild, traurig wird, der Fußballnerd. Der ist wegen seines Lieblingsvereines zwar Kummer gewohnt, hat aber dennoch das trotzige Bedürfnis, jeden Samstag das elende Spiel in voller Länge zu schauen.

Die zweite Personengruppe, welche daraufhin ins Unglück gestürzt wird, sind die Kinder. Denn egal mit wie viel Vereinspathos man sie von Geburt an gehirngewaschen hat: Fußball ist nur super, wenn man es regellos im Garten, mit großem Hallo und kleinen Unterbrechungen zum Blumenpflücken, spielen kann.

Die noch recht kleinen Kinder fühlen sich zudem zusätzlich betrogen, weil man ihnen vorgaukelt, dass sie Fernsehschauen dürfen und sie dann, statt „Paula und Paula“ einen lahmen Kick serviert bekommen, bei dem sie am besten durchgängig Mund und Hintern still halten sollen.

Und nun zu mir.

Ich zähle nämlich ebenfalls zu den Sky-Opfern. Ich habe hier neuerdings die zweifelhafte Ehre, neben dem ganzen Chaos, was das Sky-Sportpaket hier Samstagnachmittags anrichtet, jetzt auch noch fußballmonogam leben zu dürfen. Hier wird nämlich nur noch EIN Spiel geschaut. Richtig. EIN Spiel.

Bundesliga-Konferenz gucken ist nämlich angeblich (und hier habe ich beide Arme in die Höhe gestreckt, und an jeder Hand klappen mein Zeige- und Mittelfinger mehrmals hintereinander auf und zu) nur was für „Unentschlossene“.

Und das verstehe ich jetzt schon drei mal nicht. In meiner Welt sind nämlich „Unentschlossene“ ausschließlich Leute, die bei Amazon Produkte mit *** bewerten. Aber egal…

Meine Fußballwelt war also noch zu einer Zeit in Ordnung, als ich Samstagabends die Sportschau schauen konnte. Für mich ist nämlich gerade das reizvolle an der Sportschau, dass hier jeder noch so öde Spieltag auf alle Tore plus die Highlights aus Fehlentscheidungen und Kreuzbandrissen zusammen geschnitten wird.

Dazu kommt, dass ich mir im Laufe der Jahre dank der Sportschau einen recht anständigen Fundus an unnützem Bundesligawissen und trashigen Fußballfakten aneignen konnte inkl. solidem Überblick von wackelnden Trainerstühlen und Tabellenplätzen quer durch die 1. Bundesliga.

Aber da ich ja nur noch ein Spiel schaue, wurde ich sozusagen vom Sportschauoffizier in den Rang eines Sky-Fähnrichs degradiert.

Und jetzt lese ich auch noch, das die Sportschau mittlerweile von Matthias Opdenhövel moderiert wird, der spätestens seit dem „Fifa-Flöten„-Mitschnitt einen besonderen Platz in meinem Herzen hat. Der wird mir also auch vorenthalten. Wird ja immer doller.

Aber halt – dafür stehen mir ja jetzt die handverlesenen Sky-Experten zu Verfügung. Zum Beispiel Lothar Matthäus, der in der Vergangenheit bereits durch so feinsinnige Analysen wie „Das Chancenplus war ausgeglichen“ auffiel, oder jederzeit in der Lage ist, ein Gefühl korrekt zu identifizieren („Ich hab gleich gemerkt, das ist ein Druckschmerz, wenn man draufdrückt.“).

Also, lieber mehr oder weniger frischgebackener Fußballvater (denn da wollen wir uns mal nix vormachen, du bist es ja, der uns die Sky-Plage ins Haus holt): Egal wie sehr dich der sexy Flachbildschirmfernseher und das ganze Dolby-Surround-Rumsbumms dazu verleiten mag, das Sky-Sportpaket zu abonnieren, tue es nicht. Bleib bei der guten alten Sportschau. Wenn sie läuft, gibt es zumindest eine 10 % Chance, dass die Kinder schlafen und außerdem ist sie der einzige Grund, der GEZ-Gebühren rechtfertigt.

Die ARD Sportschau ist und bleibt die Nr. 1 im Spieltagaufbereitungsentertainmentsektor. Denn, und hier möchte ich gerne Eric Meijer* zitieren:

„Nichts ist scheißer, als Platz Zwei.“

*ehemaliger Bundesligaprofi und jetzt…..festhalten…..Sky-Experte.

5 Gedanken zu „Endlich wieder Bundesliga. Leider mit Sky.

  1. Schreib ein Buch! Ohhhh bitte schreib ein Buch. Wie schön man sich bei deinen Texten in die Bux pullern kann. Großartig! 🙂

  2. GROSSARTIG!!!! Du bist mir ab heute (mein erster Tag auf deinem Blog) die Liebste. Und das du für eine enorme Umsatzsteigerung bei Tena sorgst, sollte wirklich Grund genug sein ein Buch zu schreiben!!!!

  3. Mich einreihe, bitte, bitte schreib ein Buch, ich wüsste so genau wem ich das in die Hand drücken würde…. Tena mal wegen Lachen und nicht wegen vertrödeltem oder völlig falschen Rückbildungskurs da rein zu machen ist doch echt ne klasse abwechslung, sorry 10 monats sohn hat sich beim schlafen auf meinem schoß grad so blöd gedreht das ich nimmer an die taste fürs großschreiben komme.

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